Schockunfall als warnendes Beispiel - Verkehrssicherheitsaktion am BSZ Regen
Schulleben
Polizeiinspektion Regen nutzt Autowrack des Kalteck-Rasers zur Verkehrserziehung an der Berufsschule
Von Sven Kruschinski
Regen. Während die rechte Seite des roten Audi TT, der vor dem Eingang der Berufsschule steht, nur leicht beschädigt ist und beispielsweise die Felgen noch wie neu
aussehen, ist die linke Seite ein kompletter Totalschaden. Es ist der Unfallwagen des Kalteck-Rasers Johann S., der am 14. Juli 2018 bei einem illegalen Straßenrennen einen
38-jährigen Familienvater tötete und dessen zehnjährigen Sohn schwer verletzte. Für ein dreitägiges Seminar zur Verkehrserziehung von Jugendlichen brachte die Polizeiinspektion
Regen das Auto an die Berufsschule. Polizeihauptkommissar Ewald Weininger, Verkehrssicherheitsexperte der Polizeiinspektion Regen, war bei dem tödlichen Unfall selbst im Einsatz. „So einen Unfall habe ich in meiner Dienstzeit noch nicht erlebt“, erzählt er den Jugendlichen gestern Mittag in der Aula der Berufsschule. Organisiert hat die Aktion Lehrer Uli Rechenmacher. Noch bis Donnerstag können sich alle Klassen der Berufsschule den Vortrag anhören, Details zum Unfall erfahren und lernen, wie sie sich im Straßenverkehr verhalten sollten. Als Ziel der Aktion nennt Ewald Weininger ein Schockerlebnis, das abschrecken und bei den Schülern Spuren hinterlassen soll. Auch deshalb spart er in seinem Vortrag nicht mit Details. So zeigt er die echten Notrufe, die an diesem Tag bei der Polizei eingegangen sind und spielt sie später sogar ein. Neben der Emotionalität, die Stimme des ersten beteiligten Autofahrers zu hören, der kurz vor dem tödlichen Zusammenstoß noch von dem Raser gestreift wurde, macht Weininger den Schülern hier deutlich, was einen guten Notruf
ausmacht. Während der erste Notruf vor allem von der Emotionalität des gerade Geschehenen geprägt ist, arbeitet ein späterer Notruf alle für die Polizei wichtigen Fragen
ab. Bei der Schilderung der Unfallautos kommt es zu einer kleinen Diskussion zwischen Weininger und einem Schüler. Während Weininger für einen Stufenführerschein plädiert,
mit dem Fahranfänger nicht sofort Autos wie den roten Audi TT mit 400 PS und 250 km/h Spitzengeschwindigkeit fahren dürfen, sieht der Schüler das Problem beim Fahrer und
nicht beim Auto. Andere Schüler halten eine Regelung wie bei Motorrädern für sinnvoll, wo Fahranfänger in den ersten zwei Jahren eine Leistungsbegrenzung haben.
Während die Schüler draußen das zerstörte Auto betrachten, erzählt Weininger, dass der Unfall für ihn nie nur ein Job sei:„ Das ist für mich sehr emotional, gerade durch den langen
Kontakt zu den Familien der Unfallopfer.“ Es ist das erste Mal, dass er den Vortrag vor Schülern hält, bei den Verkehrssicherheitstagen in Regen 2021 war er schon einmal bei
der Ausstellung des Wagens dabei. „Das Thema liegt uns sehr am Herzen. Es ist prädestiniert für jede weiterführende Schule“, sagt Weininger und hofft auf weitere Aktionen
wie an der Berufsschule. Gerade am praktischen Beispiel sei die Prävention für Fahranfänger viel eindringlicher als nur in der Theorie, meint der Verkehrssicherheitsexperte, und hofft auf eine entsprechende Wirkung.